
Graues, wolkenverhangenes Winterwetter und ein Spaziergang im Park. Zugegeben das klingt nicht nach der besten Kombination, ist aber auf jeden Fall für uns auch etwas Besonderes. Parks im Winter besitzen ihren eigenen Zauber, also machen wir uns auf den Weg nach Sarreguemines im französischen Department Lothringen.
Park des Schlosses Utzschneider
Angekommen vor dem Schloss, erwartete mich eine Überraschung: das Schloss macht einen sehr stillen Eindruck. Was auch nicht verwundert. Das Schloss aus dem 19. Jahrhundert beherbergt heute einen Verwaltungssitz der Stadt. Samstags sind daher naturgemäß die Türen verschlossen. Dennoch freue ich mich, den Park auf der Rückseite zu sehen. Ein Mammutbaum ist die Attraktion im Garten. Und werde enttäuscht. Der Park eignet sich aufgrund seiner Abmessungen nur für einen sehr kurzen Rundgang, ist aber dennoch hübsch.
Saarguemines – alte Industriestadt vs. Moderne
Aber was jetzt? Wir lassen das Auto stehen und laufen in die zwanzigminütig entfernte Innenstadt. Der verlassene Eindruck bleibt auf dem Spaziergang bestehen. Zwar sind viele Autos Richtung Zentrum unterwegs, jedoch sind Passanten kaum zu sehen. Mit gemischten Gefühlen laufen wir weiter Richtung Innenstadt. Architektonisch wechseln sich Gebäude aus den 50er im typischen französischen Baustil, mit Häusern aus der Kaiserzeit und Bauhaus ab. Auch entdecken wir zwei neogotische Kirchen. Alles wirkt ein wenig veraltet.

Wir erreichen die Saar und ich bin erstaunt. Zwar sehe ich hier genauso den typischen, industriellen Häusermix aus drei Jahrhunderten, doch gestaltet die Stadt die Ufer der Saar mit kleinen Parks und Grünflächen attraktiv. Auffällig ist das sehr schön restaurierte Casino des Faiencerie, welches für die Arbeiter der Steingutwerkstätten im 19. Jahrhundert zur Erholung eingerichtet wurde. Die Spuren des einstigen Wirtschaftsbooms aus dem Herstellung und dem Handel von Steingut, findet sich noch in der Stadt. Beeindruckende Art-Deko Fassaden( Rue des Généraux Crémer), aber auch alte Sand- und Backsteinfassaden, der Justizpalast und der alte Bahnhof sind sehenswert. Dazwischen zeigt Saarguemines ein modernes, zweckmäßiges Gesicht.
Zurück am Auto, sind wir gespalten. Einerseits empfinden wir die Stadt als funktionell. Andererseits, ist Saarguemines kulturell sehr interessant. Wer weiß, vielleicht schauen wir bei einem Regentag im nächsten Herbst in der Bliesmühle, dem Museum für Keramiktechniken, oder dem Fayencenmuseum im Casino mal vorbei.